Samstag, 13. August 2011

Artikel in der Schwäbischen Zeitung vom 12.08.2011

Stark: Schüler wachsen an der Herausforderung
Die sechste Klasse der Wangener Talanderschule bezwingt in einem großen Abenteuer die Alpen

Die sechste Klasse der Talanderschule hat die Alpen überquert. Unser Bild zeigt die Gruppe mit Lehrer Berthold Brommer (Mitte) auf 3000 Metern Höhe.

Von Elena Wiest
WANGEN - Steile Hänge, tiefe Abgründe, eisige Gletscher, dichter Ne­bel, selten begangene Wege, Frustrati­on und Angst: Auf ihrer Alpenüberquerung lernten die Jugendlichen der sechsten Klasse der Talanderschule Wangen, Herausforderungen zu meistern. Belohnt wurden sie für die Strapazen mit unvergleichlichen Naturerlebnissen, Begegnungen mit Mensch und Tier und einem wach­senden Zusammengehörigkeitsge­fühl.
Die Überquerung der Alpen war eine Herausforderung für alle. Nicht nur für die zwölf Jugendlichen im Al­ter von zwölf bis 14 Jahren, sondern auch für die vier betreuenden Er­wachsenen. Ein Jahr lang hatte die Gruppe das große Abenteuer geplant und sich intensiv vorbereitet. Auf ei­nem Ausflug in die Berge war die Idee der Alpenüberquerung geboren wor­den. Die Schüler der Sonderschule für Erziehungshilfe sollten an dem erlebnispädagogischen Angebot, das zum Großteil über Spenden finan­ziert wurde, wachsen (die SZ berich­tete).
Wanderung nach Italien
Im Juli machte sich die 16-köpfige Gruppe entlang der Via Alpina auf die 22 Tage lange Wanderung von Tschagguns im Montafon ins italieni­sche Tirano. Auf ihrer Reise erlebten die Teilnehmer viel Spannendes. Sie schliefen im Stroh, frühstückten im Kuhstall, begingen uralte Mönchswe­ge und wanderten durch Gletscher und entlang tiefer Schluchten. Dass solche Situationen im wahrsten Sinne des Wortes Gratwanderungen wer­den würden, wusste Lehrer Berthold Brommer: „Hier hängt viel am seide­nen Faden. Es ist immer die Ungewissheit da, ob alles gutgeht."
Bei der geringen Frustrationstole­ranz der Jugendlichen der Sonderschule komme es vor, dass sie sich unter den Anstrengungen schnell aufregten.
Auf der Reise beobachtete der Lehrer aber ein Phänomen: „Auf 3000 Höhenmetern gleicht sich das viel schneller wieder aus als im Tal." Die Naturerfahrung habe gegen Streit und Aggressionen geholfen, weil die Jugendlichen mehr bei sich und glücklich gewesen seien.
So wurde der ein oder andere Höhen- oder Gruppenkoller bezwungen, Streit geschlichtet und der Weg zurück zur Route, aber auch zueinander immer wieder gefunden. "Die Strapazen und die Anstrengungen des Tages waren gleich wieder vergessen, wenn man abends in der Hütte ankam", erzählt Doris Vogt, die die Schüler betreut hat.
Beschwerlicher Weg hat geprägt
Noch immer sei sie sehr berührt von der Erfahrung, gesehen zu haben, wie die Natur und der beschwerliche Weg die Kinder geschliffen hätten.
Mit dabei war auch Kameramann Jan Trottnow aus Berlin, der die Erlebnisse der Gruppe gefilmt und ins gesamt 43 Stunden Material zusammenbekommen hat. Darauf dürfte auch der 13-jährige Nico zu sehen sein, für den das alles "mal was anderes" war und dem der Wellnessbadbesuch in Scuol besonders gut gefallen hat. Während er sich am Mittwochabend die Reisefotos ansah, war ihm der Stolz anzusehen. Auch die anderen Jugendlichen sind stolz: Darauf, gelernt zu haben, zusammenzuhalten und ihre Ziele erreichen zu können.
© Ein Blog über die Alpenüberquerung ist zu finden unter www.ViaTalander.blogspot.com
Die Alpenüberquerung der Talanderschule Wangen in Zahlen:
16 Personen, 22 Tage, 250.000 Meter Weg, 20.000 Höhenmeter, 500.000 Schritte, 18 Übernachtungen, 43 Stunden Filmmaterial, zehn Packungen Blasenpflaster (ew)

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